Johann-Peter Hebel schrieb 1809 die bekannte Kalendergeschichte „Kannitverstan“, in der einem Deutschen in Holland, der des Niederländischen unkundig war, auf seine Fragen immer diese Antwort
gegeben wurde: „Kannitverstan“ (= Ich kann es nicht verstehen). Naiverweise unterläuft ihm ein Denkfehler und er hält „Kannitverstan“ für einen Eigennamen, was zu einer Serie von
Missverständnissen führt und ihn schließlich doch zu einer Erkenntnis führt ...
Die Erfahrung in fremder Umgebung zu hören und doch nichts zu verstehen, machen auch unsere vielen sogenannten Seiteneinsteiger aus den
osteuropäischen Ländern und aus den Flüchtlingsländern Afghanistan, dem Irak und Syrien, wenn sie in unser Land kommen und nun die Johann-Peter-Hebel-Schule besuchen.
Aus diesem Grunde steht die Vermittlung der deutschen Sprache im Mittelpunkt unseres Tuns, sie ist der Lerngegenstand.
Bloße Sprachkenntnisse führen jedoch nicht unbedingt zu einem Verstehen. Nach Hermann Bausinger ist „Hören und Verstehen aber zweierlei. Um etwas zu verstehen, muss ich auf schon
Verstandenem, auf Wissen aufbauen können.“ Beim Verstehen wird nach sprachpsychologischer Erkenntnis Bedeutung auf der Grundlage des Vorwissens konstruiert und in einen
Sinnzusammenhang gestellt. Stimmen diese Vorkenntnisse und die entstehenden Assoziationen nicht überein, können Missverständnisse entstehen.
aus H. Bausinger in Vogel : Kannitverstan. Vom Zuhören, Verstehen und Mißverstehen
Da die Erfahrungen und die Sichtweisen der jugendlichen Seiteneinsteiger aber sozial und kulturell anders geprägt worden sind, führt diese Erkenntnis bei der Vermittlung der Sprache zu zweierlei
Konsequenzen und Aufgabenfeldern:
Vorrangiges Ziel der schulischen Förderung der Vorbereitungsklasse ist es, Schülern ausreichende Deutschkenntnisse zu vermitteln, um sie in Regelklassen der verschiedenen Schularten einzugliedern.! VerwVwV 6640-52, 01.08. 2008